Kollisionen positiver Natur – eine Nachrede zum Symposium

Begegnet sind wir uns an jenem Freitag im November auf dem Projekthof Karnitz, um uns Zeit zu nehmen miteinander zu reden. Im Zentrum des Diskurses zu Anthropozän, Kunst und Alltag in der Region Malchin stand die Frage: Wie können Kunst und Kultur den Wandel hin zu einer nachhaltigen und damit zukunftsfähigen Gesellschaft befördern?

Wir, das sind KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, PädagogInnen, Medienleute, Veränderungsinteressierte, die in der Region Malchin leben oder beruflich mit ihr verbunden sind. Der Raum für Gedanken und die Mitteilung der Gedanken war da und der Wunsch nach weiteren Austausch nach fünfstündigem Beisammensein mit Mittagessen wurde wohl auch durch eines unserer Ergebnisse befeuert: Erst wenn Wege sich kreuzen, können wir uns gegenseitig zuhören und uns mitteilen und über unsere gemeinsame Zukunft nachdenken.

Eröffnet wurde das Symposium durch Joachim Borner (KMGNE). Der Vortrag von Eva Stein (Haus der Kulturen der Welt) mit dem Titel „Ist das Anthropozän schön?“ nahm Bezug auf den Forums-Gedanken der römischen Antike. Als Akteure in der Moderne sind jedoch nicht nur Menschen denkbar, sondern auch Dinge, Pflanzen, Tiere, die gemeinsam mit den Menschen gesellschaftliche Entwicklungen beraten. Dass das Anthropozän schön und verstörend zugleich sein kann, zeigte Eva Stein anhand der Kunstwerke Pinar Yoldas, die Tiere/Pflanzen mit Menschlichem symbiotisch in Verbindung bringen.

Zusammen mit der anschließenden Diskussion sind wertvolle Anstöße und Themen entstanden, über die es sich lohnt weiter nachzudenken:

Warum setzt kein Schock, keine Panik ein, wo wir doch die Entwicklung unseres Planeten kennen? Brauchen wir einen Schock, welche Energien muss der Künstler entstehen lassen im Zuschauer, die ihn in Räumen erreichen und nicht nur zweidimensional im Bild? Weiterdenken von Beuys‘ sozialer Skulptur.

Wie kann Sprache, wie können positive Narrationen helfen eine Gegenrede zur Rhetorik der (Rechts-)populisten zu sein, denen es offensichtlich gelingt anthropozäne Phänomene auf einen einzigen Slogan zurückzuführen?

Die Rolle der schulischen Bildung dabei, der es schwer fällt Kindern Kompetenzen des individuellen Ausdrucks beizubringen, also eine individuelle Sprache zu entwickeln, sich sowohl verbal als auch bildnerisch ausdrücken zu können und den Ausdruck anderer deutend lesen zu können.

Der Baum des Lebens als Metapher, als Gegenzug zur Baum der Erkenntnis. Die Grundmaxime, das Ziel im Anthropozän könnte sein, Leben zu erhalten. Unser eigenes Leben, das der natürlichen Entitäten (uns eingeschlossen?), beides im Zusammenspiel. Frage nach der Rolle der Natur als handelnder und kommunizierender Akteur.

Wege und das zentrale Moment der Überschneidung der Wege, räumlich und als Kollision von Ideen, als eine Metapher (Wege aus der Krise als Symbol des Suchprozesses) und konkreter Lösungsansatz (Weg als Erlebnisraum, dabei auch die Rolle von Zufall und Drift).

Die Forderung politische und gesellschaftliche Zielkonflikte zusammenzudenken und dies zu kommunizieren. Eine Stilllegung eines Kohlekraftwerkes für den Umweltschutz, aber keine Stilllegung ohne Arbeitsplatzverluste.

Wir haben diskutiert, aber nicht genug! Schon gar nicht in dieser dynamischen Zeit. Die Anregungen wirken nach und so sind weitere Symposien um die Themen Anthropozän, Kunst, Alltag, Partizipation in der Region Malchin auf dem Projekthof Karnitz angedacht.

Hier geht es zur Pressemitteilung.

 

(c) des Fotos: Carsten Büttner